CSD Frankfurt 2015
Stadtregion

Ehe für Alle (CSD Frankfurt 2015)

Wenn die Regenbogenfraktionen des Landes sich formieren, ihr Anliegen in einer Demonstration dem gemeinen Volk einschließlich Politik und Kirche unterbreiten, gibt es immer viel zu gucken. So auch in Frankfurt auf dem diesjährigen CSD unter dem Motto: Ehe für alle.

Dass mittlerweile die inhaltlichen Botschaften mehr oder weniger nur an jenem Wochenende im Mittelpunkt stehen, gehört zum Spiegelbild der heutigen Gesellschaft. Die Regenbogenkinder erleben das jedes Jahr, sowohl in der Vorzeigestadt Frankfurt als auch im beschaulichen Offenbach nebenan. Ausgrenzung und Stigmatisierung gehören weiterhin zu ihrem Alltag. Ganz übel wird es, wenn “Randgruppen” wie Sinti/Roma und Muslime anfangen, den Regenbogenkindern das Leben zur Hölle zu machen, ihnen nachstellen, sie anpöbeln, sie alles nur nichts gutes heißen. So geschehen auch gestern nach dem Frankfurter CSD-Umzug in Offenbach.

CSD Frankfurt 2015
Thema Homophobie auf dem CSD Frankfurt

Homofeindlichkeit gegenüber der gleichgeschlechtlichen Liebe

Und da steht natürlich die Frage im Raum: Warum soll ich für den Mummenschanz der Muslime, ob mit oder ohne Schlafanzug, ob am Freitag oder an anderen Tagen, Toleranz aufbringen, wenn ich nicht sein darf, wie ich bin? Warum soll ich mir die Zunge abbrechen, wenn Zigeuner mich als “schwule Sau” auf der Straße betiteln? Dann geht es zum fröhlichen Abschluß in ein gutbürgerliches Lokal und man weiß sofort: Hol’ dir besser ‘ne Flasch’ Bier am Wasserhäuschen, gehe zur Zeil und setz’ dich zu den Punks. Denen ist egal, was du bist. Dies nur mal so am Rande erwähnt, denn sooo dolle ist das mit der Toleranz hierzulande noch lange nicht, wie gerne getan wird.

 

CSD Frankfurt – Ehe für Alle

CSD Frankfurt 2015
Botschaft an Frau Merkel
Im Mittelpunkt des CSD in Frankfurt stand die “Ehe für alle”. In Irland sind sie sich vor Freude um den Hals gefallen, als der Volksentscheid die “Ehe für alle” verkündete, und hier in der Vorzeigedemokratie Deutschland gibt es lange Gesichter, obwohl auch bekannt ist, daß Kinder der Regenbogenfamilien mit Toleranz weitaus weniger Probleme haben als Kinder aus Hetero-Familien. Das Hissen der Regenbogenfahne am Römer in Frankfurt oder in Berlin ist ein netter symbolischer Akt, der sich vom Farbspektrum her gut macht, aber mehr ist es nicht, denn die rechtliche und gesellschaftliche Anerkennung der Regenbogenfamilien fehlt und es zählt das, was unter dem Strich bleibt, nicht das was der Wind erzählt.

 

Trans* auf Abwegen – Auftritt der Frankfurter Würstchen

Alles worscht (egal)?
Ein unbeabsichtigter Schwerpunkt auf dem diesjährigen CSD in Frankfurt war der Auftritt der vielen Frankfurter Würstchen (sinniges Wortspiel meinerseits), die Fraktion der Damenwäscheträger (DWT), die dank Conchita Wurst nun einmal im Jahr im Mittelpunkt stehen können, wobei sie noch nicht gemerkt haben, dass das Thema durch ist. Und wer den Zug in Frankfurt sich nicht zum ersten Mal angeschaut hat, der hat sofort gesehen, was ein Mitläufer, eben ein Frankfurter Würstchen, und was das Frankfurt Original ist. Und letztere gab es schon, da hat von einer Conchita in Frankfurt noch niemand gebabbelt.

 

Die 6. Jahreszeit

Der Regenbogen steht u.a. auch für die Akzept der Transidentität (Transsexualität). Und hier muß man unterscheiden zwischen einer lebensechten Transsexualität und der Show-Transsexualität. Wenn der Vorhang fällt, die Show aus ist, ist alles vorbei. Es wird sich abgeschminkt und Mann verläßt die Location durch den “Hintereingang”. Daß bei vielen die Figur im Leben Hauptbestandteil ist, ist eine andere Geschichte. Sie stehen aber nicht als Frau auf und legen sich auch nicht als Frau ins Bett.
Anders bei jenen, die sich im falschen Körper befinden. Aber, die Show macht den Weg für jene frei, die nicht die Kraft haben, nach vorne zu gehen und zu sagen” Ich bin”. Beide Formen der Transsexualität gehen Hand in Hand; oft unbewusst. Auch hier gibt es Reibungspunkte, denn wenn die Show aus ist, hat die Showtranse Feierabend, für Trans* ist noch nicht aller Tage Abend. Erst wenn er/sie* Zuhause ist, kann durchgeatmet werden …

 

The show must go on

Wozu ein DWT (Damenwäscheträger) in der Lage ist, ist oben zu sehen. Und solche Auftritte prägen das Bild eines Trans*Menschen in der Gesellschaft. Da mag Frau Wurst noch so hehre Ziele gehabt haben, mittlerweile befindet sich die Kiste Trans* tief im Schmuddeleck’. Diese Kerle, die sich im Ausnahmezustand befinden, machen die aufkeimende Toleranz gegenüber Trans* in einem kurzen Moment des Wahnsinns zunichte, während sie selbst überhaupt nicht in der Lage sind, sich auszumalen, was Trans* bedeutet.

Ich möchte hier nun niemanden zu nahe treten, aber das Niveau sollte nicht ebenerdig anzutreffen sein. Männer, geht zum Karneval, wenn der Spaßfaktor einmal im Jahr in euer Leben eintreten soll, schwingt dort die Beinchen auf der Bühne – kommt immer gut beim närrischen Volk an -, und lasst es damit gut sein.

 

Unter dem Regenbogen

Mit dem CSD begegnet man aber auch der Aids-Hilfe, da das Thema HIV und Aids noch lange nicht der Vergangenheit angehört, obwohl das Thema in der Gesellschaft dank der Forschung und den wirkenden Medikamenten nicht mehr so präsent ist, wie noch 10 Jahren. Durch den Flüchtlingsstrom, den Fall der Grenzen im osteuropäischen Raum, kommen viele HIV-Infizierte zu uns, die auch auf Gesundung hoffen. Auch ist wieder eine Zunahme von HIV-Infizierten unter den “Einheimischen” zu verzeichnen. Die Aids-Hilfen können ohne Unterstützung das alles gar nicht bewältigen.

 

Unser Cosplay-Mädchen auf dem Bild war für die Aids-Hilfe Frankfurt mit einem Los-Eimerchen unterwegs. Zwar habe ich nur Nieten gezogen, aber ihr Lächeln bekommen. Und das kann kein Gewinn aus dem Loseimer aufwiegen.

Ziemlich auffällig war Pro+ Hessen in ihren orangefarbenen Anzügen unterwegs.

Ziel der Aktivisten ist es, positives Leben in der schwulen Szene und in der Gesellschaft sichtbar zu machen. Haupt- und Ehrenamtliche von Hessischen Aids-Hilfen zeigen bei Pro+ Hessen Flagge und leben vor, dass sich HIV Positive nicht verstecken müssen. (Aids-Hilfe)

Aber da sind noch die Wespen vom Land… nennen sich aber Landlesben. Mit den Mädels können wir die Schlacht bei Frau Merkel gewinnen, mit den Frankfurter Würstchen bestimmt nicht. Von daher nehmen wir die Mädels mit nach Berlin. smile

 

Nicht nur Jesus ging voran

Positiv ist zu vermelden, dass sich auch Glaubensrichtungen am CSD beteiligten. Nebst der evangelischen Kirche hat auch die jüdische Glaubensgemeinschaft Stände aufgebaut und den Davidstern in Regenbogenfarben unter das Volk gebracht. Macht sich jedenfalls gut, der Stern in Regenbogenfarben und man kann nur hoffen, dass sich die Bürger Frankfurts/Deutschlands nicht von der Politik eines fernen Landes instrumentalisieren lassen. Unter der Hand munkelt man, dass eine Art türkischer Illuminatenorden auf Anordnung von Sultan Erdogan hiesige muslimische Bürger mit türkischen Wurzeln daran hinderten, für eine gleichgeschlechtliche Liebe auf die Straße zu gehen. Obwohl in Deutschland lebend, müssen sie nun unter der Hand in diversen Portalen unter dem Stichwort “Südländer sucht …” mit ihren Neigungen Klinken putzen gehen. Flüchtlinge aus Russland hingegen können mit einem Schild in Frankfurt auf sich und ihre Situation aufmerksam machen.

Am Abend konnte sich das bunte Völkchen, einige schon schwer angeheitert, im Stöckelschuh-Wettlauf messen und zeigen, wer denn in Hibb-de-bach am besten unterwegs ist. Pfennigabsätze habe ich bei den Teilnehmern nicht gesichtet. Von daher dürfte der Lauf ohne größere Blessuren zu Ende gegangen sein.

Mittlerweile bin auch ich bei einem Teil der CSD Frankfurt-Familie angekommen. Man kennt sich und ein Dank an alle Teilnehmer_innen des Zuges, besonders an jene, die sich besonders toll für ein Bild in Pose geworfen haben.