Nur ein paar Steine
Seelentanz

Nur ein paar Steine…

Rund sind sie. Nicht ganz so rund wie sie sich ohne Bebilderung im Kopf aus dem Nichts formen. Abgerundet von vielen Wellen über Jahrtausende hinweg liegen sie nun in meiner Hand. Unscheinbare Steine. Bei genauer Betrachtung entdeckt man eine feine Aderung, die meist die Oberfläche zieren. Sie erzählen von einer anderen Zeit, von einer Welt die wir nicht kennen. Aber wir können in Gedanken dorthin reisen. In die Zeit, wo jene sieben Steine geformt und geboren wurden. Sieben an der Zahl. Sieben. Was sagt uns diese Zahl?

Steine – Boten der Erdgeister

Ehrfürchtig schaute der Mensch damals zu den Sternen, opferte den Göttern auch schon mal ein Menschenleben. Aus dieser Zeit wissen wir, dass sieben Erdgeister durch die Wälder übers Land zogen. Viele Geschichten ranken sich um diese – heute noch. Sie brachten Segen und Fluch über die Menschheit. Und ein jeder von ihnen führte einen Stein mit sich. Ob die abgebildeten kleinen Erdkörper Abkömmlinge jener sind, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass sie magisch sind. Es sind Zaubersteine. Kommen sie mit Wasser in Berührung, ändern sie ihre Farbe und Intensität.

Das Wissen des verstoßenen Zweigeist

Nun wissen die geneigten Besucher_innen, daß mein Sein u.a. ein Fingerzeig auf die Altvorderenzeit ist. Auch würde ich in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, etwas besonderes sein. Das bin ich noch immer, nur das Wissen darum, über den „Zweigeist“, ist über die Zeiten hinweg verloren gegangen. Hierzulande zumindest. Aber das nur am Rande…

Ausgerichtet mit dem Mondlauf zu einem Kreis, zeigen die Steine dem Betrachter auf, daß es in unserer Welt mehr gibt, als allgemein im Glauben verfestigt. Selbst in der modernen Zeit, weit weg vom Fundort und fern ihrer Geburtsstunde, erzählen die Steine ausgebreitet auf einem Tisch ihre Geschichte. Welche das ist, erfahren wir erst dann, wenn der “Zweigeist” sie gedeutet und uns erzählt hat. Auch mir erzählen sie etwas, ich kann es nur noch nicht richtig deuten, gar in verständlichen Worten fassen. Sie spinnen ein Netz aus der Vergangenheit und dem Jetzt: Was war, was ist.

Die Steine aus der Hand über eine Fläche gerollt, kann etwas zutage bringen, was schon verloren geglaubt scheint. Hilfreich ist hier der Duft der Wüste, genannt die Einsamkeit. Richtig gelesen. Auch die Wüste, die in unmittelbarer Nähe der Steine anzutreffen ist, hat einen Duft. Die Symbiose Steine und Wüste bringen die Luft zum Flimmern. Schattenwesen der Sehnsucht zeichnen sich ab, die gestern noch nicht da.
Alles ist im Fluss. Nichts ist beständig, wie die Farbe der Steine.

Hinweis: Entstanden im www.lskh.de/neu-queeres-schreibcafe/ LSKH am 10.11.2018 unter dem Schreib-Tutor Marco.